Hinter den Kulissen

Willkommen hinter den Kulissen! Hier bekommst Du einen Einblick in die Werte des Geschichtenbasars und die Versuche, sie umzusetzen.

1. Nachhaltig Kunst machen?
2. Was bedeutet Tauschlogikfreiheit?
3. Was passiert mit dem Geld, das ich in die Schatztruhe gebe?
4. Wie funktioniert die tauschlogikfreie Option?
5. Wie entstehen die Projekte des Geschichtenbasars?

1. Nachhaltig Kunst machen?

Ein paar Ideen für einen wertschätzenden Umgang mit den Geschenken von Mutter Erde, die ich in meinen Projekten zu realisieren versuche:

  • für einen plastikfreien, verpackungsfreien Hörgenuss Audios zum Downloaden anbieten
  • Geldfluss über eine nachhaltige, ethische Bank laufen lassen
  • ökologische Druckverfahren beim Druck von haptischen Produkten wie Büchern und Karten
  • Ökostrom für PCs und Studios, in denen Tonaufnahmen gemacht, geschnitten und gemischt werden
  • Webspace beim Öko Webhosting Greensta
  • technische Ausstattung möglichst ressourcenschonend erwerben, und wo das nicht möglich ist, auf schon Vorhandenes zurückgreifen (Finde mal ein nachhaltig produziertes Mikro, arg!)
  • Catering während der Proben oder Produktionen möglichst aus geretteten Lebensmitteln zusammenstellen bzw. verpackungsfrei, ökologisch, vegan, regional und saisonal
  • gesellschaftliche Strukturen, die auf Ausbeutung fußen, transparent machen und Alternativen unterstützen
  • Weitere Ideen? Schreib mir: Brieftaube

 

2. Was bedeutet Tauschlogikfreiheit?

„Heute sollen wir alle Konkurrent*innen werden – wir sind aber geboren als kooperierende, kooperationsfähige und auf Kooperation angewiesene Lebewesen.“ (Adelheid Biesecker)

Zusammenhalt statt Ausgrenzung: Im bestehenden Wirtschaftssystem ist Geld ein trennendes Mittel, das uns in Besitzende und Besitzlose einteilt. Dort hast Du ohne (Eintritts)Schein „Geld“ keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, Kunst&Kultur, Bildung und vielem mehr. Doch parallel und innerhalb dieses Systems bestehen und bilden sich auch andere Formen des Zusammenlebens, in denen sich gemeinschaftlich organisiert wird, z.B. in nicht-kommerziellen Sharing-Kulturen und in Commonsstrukturen. Statt Konkurrenz, unfairem Tausch und Ausbeutung strukturell benachteiligter Menschen und anderer Lebewesen wird dort kooperiert und miteinander geteilt. Mit der Tauschlogikfreiheit verwirkliche ich auf dem Geschichtenbasar meine Vision von einem bedürfnisorientierten Miteinander und mache meine Geschichten für alle zugänglich.

Wertschätzung statt Verwertung: Geben und Nehmen wird voneinander entkoppelt. Auf dem Geschichtenbasar gibst Du Geld nicht im Tausch gegen ein Produkt oder eine Leistung, denn weder Fähigkeiten noch Zeit, Inspiration oder Kreativität sind bezahlbar, in Wert zu setzen und damit in irgendeiner Weise verwertbar. Das Prinzip von Leistung und Gegenleistung darf hinterfragt und gerne auch überwunden werden. Der Wert, den eine Geschichte für die Künstler*innen und die Genießer*innen hat, lässt sich nicht mit einem Preis festlegen. Wie viel Wissen, Recherchearbeit, Liebe fürs Detail, Lebens- und Beruf(ung)serfahrung, schlaflose Nächte, Durchhaltevermögen und mehr hinter einem Buch, Hörspiel, Musikstück oder anderen Kunstwerk stecken, wird uns meist erst bewusst, wenn wir selbst Teil des Schöpfungsprozesses sind.

Selbstbestimmt statt Marktbestimmt: Was, wenn Menschen sich um ihre existenziellen Grundbedürfnisse keine Sorgen machen müssen, sondern mit Freude tätig werden und ihre Ideen und Projekte aus intrinsischer Motivation umsetzen können? Was, wenn ein Erschaffensprozess nicht auf ein möglichst marktfähiges Ergebnis ausgerichtet ist, sondern die Geschichten und ihre Künstler*innen in der Zeit wachsen dürfen, die sie brauchen?

Mir ist bewusst, dass es in der kapitalistischen Wirtschaftsordnung nicht möglich ist, ohne Geld zu agieren, da indirekt jedes Produkt und jede Handlung durch Geld existiert. Das heißt: Auch jede Raum-Spende und jede Arbeitskraft-Spende ist im bestehenden System letztendlich eine Geldspende. Doch ich will meine Projekte nicht von Zeitdruck, Marktanalysen und vorgegebenen Verkaufszahlen bestimmen lassen, sondern dass wir uns gemeinsam Fragen stellen wie: Was brauchen die Mitwirkenden an Geld, Vertrauen, Fähigkeiten, Austausch u.a., um so viel von ihren Talenten, ihrer Zeit, Kreativität, von ihrem Geld und Erfahrungsschatz fließen lassen zu können, wie sie und das Kunstwerk im Schöpfungsprozesses brauchen?

Damit nicht nur Texte geschrieben, bebildert und vertont werden, sondern Autor*innen in Welten ein- und mit neuen Worten wieder auftauchen, Sprecher*innen und Regisseur*innen Figuren erforschen und verkörpern, Sounddesigner*innen lauschen und mit neuen Klängen experimentieren, Fotograf*innen die Welt durch die Linse erkunden … und die Magie bis zu Dir gelangen und Dich verzaubern und verwandeln kann.

Künstlerisches zur Tauschlogikfreiheit

Der Titelgebende Track meines Poetry Slam Albums „Getauschte Zeit“ stellt sich die Frage, warum und wie wir unsere Lebenszeit gegen Dinge und anderes tauschen.

Wissenschaftliches, Politisches, Historisches und mehr zu Tauschlogikfreiheit und Commons

„Warum gutes Leben für alle tauschlogikfrei sein muss“

Auszug aus dem Buch von Friederike Habermann

Was spricht gegen gerechten Tausch?
Nichts – solange alle Beteiligten ihrem Bedürfnis entsprechend handeln. Dafür aber müssen alle Beteiligten frei entscheiden können. Dies ist der Aspekt, den die Wirtschaftswissenschaften vernachlässigen: Frei sind wir nur in einer Gesellschaft, die Menschen nicht ökonomisch zwingt, etwas gegen ihr Bedürfnis zu tun. Genau darauf aber beruht eine Tausch- bzw. Marktgesellschaft. Tausch bzw. Geld legitimiert scheinbar, dass Menschen in die Situation kommen, bei etwas zustimmen zu müssen, das sie nicht gerne tun. Sozusagen Erpressung light: Sie werden ökonomisch gezwungen.
Tauschlogik ist Tausch, der auf einem Tauschwert beruht: Tausch mit Äquivalenzlogik. Meistens in der Form von Geld. Während Geben und Nehmen überhistorische Konstanten sind, ist Tausch eine Transaktion, bei der offiziell gleiche Werte ausgetauscht werden. Dieser Unterschied ist gravierend.
»Wenn einer unserer Vorfahren einem anderen eine Banane anbot und dafür einen Apfel wollte«, erklärt Yanis Varoufakis seiner Tochter, »war das eine Form des Austauschs«. Soweit richtig. Beide hatten dabei die Fähigkeit, ein Stück Obst zu geben, und zumindest einer das Bedürfnis zu tauschen und der andere zumindest nichts dagegen. Das ist nicht die hier kritisierte Tauschlogik. Dann aber bedient Varoufakis den seit anderthalb Jahrhunderten aus anthropologischer Perspektive als falsch belegten Mythos, dies sei ein Tausch gewesen, »bei dem eine Banane den Preis für einen Apfel darstellte und umgekehrt«. Denn dann würden die beiden nur in dem unwahrscheinlichen Fall tauschen, dass sowohl Apfel als auch Banane denselben Tauschwert innehaben. Ansonsten bisse einer von beiden von seiner Frucht erst ein Stück ab – lieber sich den Magen verrenken, als dem Käufer was schenken. Und selbst wenn der mit der Banane so viele davon hätte, dass diese ihm bereits wegfaulen, würde er keine davon abgeben, wenn der andere keinen Apfel bzw. kein Geld zu bieten hat.
Tauschlogik erzeugt also künstlich Knappheit.

Hier tauschlogikfrei weiterlesen (pdf Download)!

Auch Friederike Habermanns Buch Ecommony“ kannst Du  tauschlogikfrei lesen (pdf Download) oder beim Verlag bestellen.

 

 

3. Was passiert mit dem Geld, das ich in die Schatztruhe gebe?

Ein Preisschild und generell die Tauschlogik erwecken den Anschein, als würdest Du Geld für ein Produkt geben. Aber weder ein Buch noch ein Musikstück brauchen Essen oder ein Dach über dem Kopf.

Auf dem Geschichtenbasar gibst Du Geld nicht für einen Gegenstand, sondern für die künstlerische und anderweitige Unabhängigkeit vom kommerziellen Markt – von mir und den Künstler*innen, mit denen ich zusammenarbeite. Dadurch können wir z.B. Cover, Titel und Inhalt frei wählen, ohne uns dabei von Markttrends und vorgegebenen Verkaufszahlen leiten lassen zu müssen. Alles Geld, das Du beim Erwerb von Geschichten oder tauschlogikfrei mit dem Betreff „Schatztruhe“ überweist, fließt zu 100% in bestehende und neue Kunstprojekte. D.h. teils wird das Geld für Materialkosten, Studiomiete u.a. verwendet, teils bekommen die Künstler*innen das Geld, um davon Krankenkasse, Essen, Weiterbildungen u.a. zu bezahlen. Wer von den Beteiligten eines Projekts wie viel Geld bekommt, wird individuell und bedürfnisorientiert abgesprochen.

 

4. Wie funktioniert die tauschlogikfreie Option?

Die tauschlogikfreie Option auf dem Geschichtenbasar kannst Du nutzen, wenn einer oder mehrere der folgenden Aspekte auf Dich zutreffen:

  • Du hast gerade oder generell kaum bis kein Geld. (Das kann viele Gründe haben, z.B. aufgrund Deines Alters.)
  • Du lebst schon länger geldfrei oder tauschlogikfrei. (Das sieht z.B. so aus: Du gibst geldfreie Skillsharings statt Workshops, gehst Lebensmittel foodsaven oder containern statt einkaufen, nutzt Schenkläden, Gemeinschaftskleiderschrank und Tauschpartys statt Kleidung neu zu kaufen usw.)
  • Du bist vor allem aktivistisch tätig, d.h.: Du übst vor allem unbezahlt Tätigkeiten aus, die für eine sozio-ökologische Transformation der Gesellschaft wichtig sind (Beispiele für solche Tätigkeiten: das Schützen von durch Konzerne bedrohten Wäldern, das Aufbauen von Commonsstrukturen, das Verhindern von Waffentransporten).
  • Du möchtest die Idee der Tauschlogikfreiheit erproben und unabhängig vom Erwerb einer Geschichte einen selbstgewählten Geldbetrag (regelmäßig oder spontan) in die Schatztruhe der Phantasie geben. (z.B. als Förder*in mittels Dauerauftrag)

Wenn einer oder mehrere dieser Aspekte auf Dich zutreffen, kannst Du meine Geschichten folgendermaßen tauschlogikfrei erwerben:

  • Audios und Postkarten: Lege die Audio(s) (Hörspiel, Poetry u.a.) bzw. die Postkarte(n), die Du möchtest, in den Warenkorb und gehe zur Kasse. Schreibe dort in das leere Kästchen unter „Bestellnotiz“ tauschlogikfrei und klicke auf den Button „jetzt kaufen“. Dann maile ich Dir die Audio(s) bzw. schicke Dir die Karte(n) per Post zu, ohne einen Überweisungseingang abzuwarten. Denn hier kannst Du (tauschlogik)frei entscheiden, ob und was Du mir regelmäßig oder/und spontan überweisen möchtest und kannst.
  • Bücher: Wenn Du eines der Bücher tauschlogikfrei lesen möchtest, mail mir einen Vorschlag, in welcher Bibliothek in Deiner Nähe ich es unterbringen kann: Brieftaube.

5. Wie entstehen die Projekte des Geschichtenbasars?

Der Geschichtenbasar ist ein Ort, an dem die Innenwelt von mir, Alma Maja Ernst, in Form von Märchen, Hörspielen, Poetry Slam Texten und andersartigen Geschichten auf die Außenwelt trifft. Für die Verwirklichung mancher Projekte (z.B. Buch, Kurzhörspiel, Lesung) hole ich mir Musiker*innen, Tonmeister*innen, Illustrator*innen und weitere Künstler*innen mit ins Boot, die möglichst die Werte des Geschichtenbasars teilen. Über mein Mitwirken an den Projekten anderer Künstler*innen, über aktuelle Lesungen und andere Veranstaltungen sowie mehr über mich erfährst Du hier.

Innerhalb eines von mir initiierten Projekts übernehme ich neben künstlerischen Tätigkeiten auch Organisation, Produktionsleitung und Vertrieb sowie den größten Teil der Kosten. Intensive und bereichernde Zusammenarbeit gab es schon mehrfach mit:

Carl Polonyi – Lektorat

Heike F. Bartsch – Illustration

Phillip Sponbiel – Regie, Coaching, Sprechen

Falko Ortolf – Fotografie & Cover

Tommi Schneefuß – Recording & Sounddesign

Daim – Fotografie (von ihm stammt z.B. das wunderschöne Geschichtenbasar-Hintergrundbild) 

Die Crew des Kurzhörspiels „Satt“ nach den Tonaufnahmen 2018 (Tonmeister, Regie, Schauspieler*innen):

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von links nach rechts: Anika Stöver, Tommi Schneefuß, Alma Ernst, Lisa Klotz, Sarah Zastrau, Phillip Sponbiel, Andreas Ziesmann, Maria Koschny.